Zunächst die endgültige Bestätigung: Ja der letzte Blog Eintrag „Weltwärtsbericht Klappe die zweite- und letzte?“ war ein April Scherz, Alles ist frei erfunden, vor allem die Nussallergie!! 😉
Es folgt der ernstgemeinte aber hoffentlich nicht zu trockene echte Bericht. Als Motivation diesen auch zu lesen habe ich endlich mal wieder neue Bilder hochgeladen, also wenn das mal kein Angebot ist..
Weltwärtsbericht II
Mittlerweile sind schon ganze 8 Monate rum, seid dem ich in Dar es Salaam, Tansania angekommen bin. Und 6 Monate seit dem ich tatsächlich angekommen bin, 4 Monate seit Anfang des neuen Jahres was ich zu ¾ in Tansania verbringe , 2 Monate seit dem Anfang meines Workshopprojektes im TSE und fast ein Jahr seit meinem Abitur. Seit der Zeit, wo ich nur Europa kannte und mir zum Kontinent Afrika nur weniges und wenn, dann klischeehaftes einfiel, wo ich überhaupt keinen Bezug zu hatte, was in einem riesen Kontrast zu Jetzt steht. Und es sind nur noch mikrige 5 Monate übrig, bis zu meinem Abflug. Wie werde ich sie nutzen? Bleibt dran nach der Werbung !……
Projekt
Wie schon erwähnt, ist es zwei Monate her, dass ich mein Workshopprojekt im TSE gestartet habe. Die Workshops zogen sich über 4 Wochen, jeweils drei in der Woche, meistens am späten Nachmittag, wenn die Sonne an Kraft verliert. Obwohl sie später am Tag begannen, war es immer wieder schwierig für den Workshopleiter Ian, Zeit dafür zu finden. Die ersten zwei Wochen liefen relativ gut aber in der dritten Woche bekam er eine Menge zu tun, hatte dennoch versucht es irgendwie zu schaffen, was dann damit endete, dass wir umgezogen, aufgewärmt und mit frischgekauftem kalten Wasser auf ihn gewartet hatten, bis ich ihn nach einer dreiviertelstunde erreichen konnte und er absagte. Dadurch, dass er das immer in der letzten Minute tat, ging die Motivation bei den Students ziemlich flöten und ich machte mir schon Sorgen, dass wir unser Projekt nicht weiterführen könnten, denn es fiel schon zum dritten Mal ein Workshop aus. Das Gute ist, dass Ian sehr bemüht war um das Projekt und an dem Tag wo wir es am wenigsten erwartet hatten, kam er dann tatsächlich vorbei, mit einem seiner Schüler, der ihn ab dort vertreten sollte. Dies hat alles geretet, denn der Schüler (sein Name ist Alawi) hatte soziemlich immer Zeit und war zudem auch ein sehr souveräner Lehrer. Also vollendeten wir die Workshops zusammen mit ihm und ich muss sagen, ich hatte mir zwar am Anfang Sorgen gemacht, dass die Workshops nicht so gut ankommen würden oder dass kein richtiges Ergebnis daraus hervorgehen würde aber am Ende waren diese Sorgen alle unbegründet und es war genauso, wie ich es mir vorgestellt hatte: Die Students lernen etwas komplett neues, woran ihr Körper und ihr Geist nicht gewöhnt ist ( Konzentration, intensive Beschäftigung mit dem Körper; das „Hören“ und Vertrauen auf andere Mitschüler;Nutzung des gesamten Körpers; Seinem Tanz einem Sinn, eine Idee zu geben), sie bekamen Lust auf mehr und integrierten ein bisschen das neue Wissen in ihrem Alltag, zum Beispiel bei Aufwärmübungen. Auch das Miteinander war in den Workshops angenehmer, weil die Students in vielen Übungen auf einander hören und sich gegenseitig achten mussten. Aus der Workshopreihe ist dann eine Sequenz hervorgegangen, die wir in unserer neuen Show einbauen werden, welche auch zu meinem Projekt dazu gehört, sozusagen als Part 2. Diese würden wir gerne auf Nafasi Art Space aufführen, nur sind die nicht gerade kommunikativ und ich muss immer wieder hingehen und nachfragen, ob sie denn die Bewerbung schon haben und ob das jetzt klappt. Noch wissen wir nichts davon. Wie dem auch sei, die Show wird auch im TSE aufgeführt und es sollen sehr viele Leute eingeladen werden, damit wir eine Chance bekommen auf neue Students. Damit komm ich zum nächsten wichtigen Punkt : Wir bekommen wenig neue und regelmäßige Students, vor allem kommen fast keine Kinder zum TSE. Für manche meiner Vorfreiwilligen ist dies ein altes Lied. Der Grund für den Verlust der früheren Schüler ist wahrscheinlich der Umzug des TSE vorletzten Jahres. Es ist zwar nur 5 Minuten um die Ecke gezogen, aber es ist nicht mehr so auffällig, wie es in der alten Adresse war. Was ich auch glaube ist, dass sich viele Jugendliche und vor allem Kinder nicht trauen, einfach ins TSE zu kommen und mit zu machen, erstens weil es nicht wirklich ein Programm für Kinder gibt und das Training teils viel zu schwierig für Anfänger ist und zweitens, weil dort die „Stammschüler“ eine ziemlich eingeschworene Clique bilden, was die Neuen noch schüchterner macht. Um das zu verhindern, haben Aisha und ich uns überlegt, dass unsere alten Schüler die neuen unterrichten könnten in einfachen Sachen. Der Tag wäre dann in frühen Mittag und späten Nachmittag aufgeteilt, in Anfänger und Fortgeschrittene sozusagen. So bekommen die alten Hasen Lehrerfahrung, die sie vielleicht auf ihren späteren Weg als Künstler brauchen werden, sie geben dem TSE etwas zurück und sind Vorbilder für die neuen, was dem ein oder anderen eine gesunde Portion Verantwortungsbewusstsein geben würde. Ich finde, dies ist auf jeden Fall ein sinvollerer Weg, den das TSE einschlagen könnte, als immer weiter die selben wenigen Leute zu „pushen“.
Mal zu sehen, wie sich die Students bei anderen Lehrern aber im selben „Fach“ , also Tanz, verhalten war sehr interessant. Ich habe viele neue Arten und Ideen dazu gelernt, wie ich zum Beispiel mit Unruhe und Geschnatter während des Unterrichts umgehen sollte, damit die Disziplin erhalten bleibt, aber die Stimmung auch nicht flöten geht oder wie ich die Students am Anfang des Unterrichtes aufwecken kann und dass es nicht immer Sinn macht, Perfekt sein zu müssen, vor allem nicht, wenn es viele Schüler sind. Außerdem konnte ich diesmal ein bekanntes Phänomen aus der Schule aus der anderen Perspektive betrachten: „neu ist immer besser“.. oder zumindenst interessanter. Dies führte dazu, dass die Schüler bei den Workshoplehrern konzentrierter und seriöser waren als in meinem Unterricht. Dies machte mich zunächst stutzig und ich war mir nicht sicher, was ich genau falsch mache und fing an zu zweifeln. Es erklärte sich aber schnell von selbst, dass es nur normal ist, denn als ich nach ca. 3 Wochen Urlaub wieder Tanzunterricht gab, waren alle genauso konzentriert und motiviert wie sie es bei Alawi und Ian waren. Nach drei Wochen Pause war HipHop dann wieder eine wilkommene Abwechslung.. 😉
Meine Pläne für die kommenden Monate werden keine großen Projekte beinhalten, denn das Budget ist alle. Von daher werde ich mich nach Sponsoren und Partnern umschauen vor Ort aber auch im Ausland. Wenn du das liest und uns unterstützen möchtest, dann scheue dich nicht, mir eine Email zu schreiben!
Da Ende des Jahres Wahlen und fast alle unserer Students auch wahlberechtigt sind, dachte ich an eine Aufklärungswoche über Politik im allgemeinen und die von Tansania. Ein paar globale Zusammenhänge könnten erklärt werden. Ansonsten würde ich nach weiteren Orten suchen, in denen wir unsere neue Show aufführen können.
Hier ein paar Bilder, die während der Workshops aufgenommen worden sind.

Mein letzter Weltwärtsbericht beschäftigte sich teils auch damit, dass ich mir oft unwohl vorkam, „wie ein Alien“ aufgrund meiner Haut. Nach nun guten vier Monaten möchte ich euch erläutern, ob und inwiefern sich etwas daran geändert hat :
Mein Dasein als Mzungo
Durch viele tansanische Freunde und Bekannte fühle ich mich immer seltener wie das alien. Ich habe gelernt zu unterscheiden zwischen denen, die mich ausgrenzen und denen, die mich so nehmen, wie ich bin.Ich habe irgendwann die Feststellung gemacht, dass es nicht sein muss, immer danach zu streben, sich vollständig zu integrieren. Ich integriere mich aus gewohnheit (ich bin als Kind von Bulgarien nach Deutschland gezogen) und mit Freude in neuen Kulturen ein, aber ich habe gelernt, dass man nicht zu weit gehen darf, sonst weiß man am Ende nicht, wer man selbst ist.
Das Mutter Maria Syndrom oder der Schuldkomplex: An vielen Tagen kommt es bei mir vor, dass ich mich schuldig fühle aber ich kann nie sagen, weshalb genau. Beim Durchgehen all meiner Bekannten und Freunde fällt mir dann nichts auf, was ich hätte Böses gemacht haben sollen und dennoch ist es so, als hätte ich mich schlecht verhalten. So als ob man aus dem Haus geht und das Gefühl hat, etwas vergessen zu haben. Ich kann es mir nicht so richtig erklären, aber es hängt vielleicht damit zusammen, dass ich besorgt bin, mich unangemessen zu Verhalten oder jemandem Unrechtes zu tun, weil ich immer noch einige kulturelle Verhaltenscodi nicht kenne, oder weil ich die Verantwortung spüre, die ich in meinem Projekt habe und ich damit sehr bis viel zu gewissensvoll umgehe. Außerdem trifft man als Mzungo auf ein weiteres Phänomen: Man kommt hier schnell in die Situation, sich, obwohl man als Freiwilliger hier ist und nur Taschengeld und Essensgeld bekommt, reicher als die Mehrheit der Leute in seiner Umgebung zu fühlen.Das Geld reicht dafür, dass man sich hin und wieder einen Luxus gönnen kann, wie in die Mall zu gehen, oder mal feiern zu gehen, oder Burger/Pizza (ist hier ziemlich teuer) zu essen oder gar in den Ferien ein bisschen durch Tansania zu reisen. Viele Leute können sich so etwas nicht gönnen, und da kommt die Frage auf, wie man diese Ungerechtigkeit auffassen soll. Es gibt dabei folgende Extreme: Man bekommt das MutterMaria Syndrom, verschenkt all seinen Kram an die „armen kleinen hilflosen Leuten“, kauft jedem, der danach fragt (und es sind einige) eine Soda oder Chipsi, gibt jedem, der danach fragt, Geld,verleiht, verschenkt und gönnt sich selbst nichts, bestraft sich sozusagen für seinen Wohlstand gegenüber den anderen. Andersrum : Man rechtfertigt seinen Geiz durch die Annahme, es seien alles nur gierige Lügner, die Geld von einem wollten und das hier jeder auf sich allein gestellt sei und bleiben solle. Man läuft mit Scheuklappen durch die Welt, verleumdnet sein eigenes Mitgefühl gegenüber den anderen. Wenn ihr jetzt auf die Erläuterung der goldenen Mitte wartet, muss ich euch enttäuschen. So richtig habe ich sie noch nicht gefunden. Allerdings finde ich, dass Unterstützung durch Geld meist sehr kurzfristig ist. Meine Unterstützung gegenüber den Leuten, die es brauchen findet vorallem im TSE statt und sie ist nachhaltiger als wenn ich jemandem auf der Straße Geld gebe. Trotzdem sollte man immer die Situation und ihre Wichtigkeit einschätzen und seine eigenen Grenzen herausfinden. Meine fängt da an, wo ich mich gezwungen fühle, jemandem Geld zu geben, ich es also nicht aus freien Willen und vom Herzen tue.
Die Stadt und ich
Dar es Salaams Gesicht verändert sich, wie in einer Beziehung geht die Romantik irgendwann weg und einem fallen alle negantiven Eigenschaften plötzlich besonders auf: Dar nervt mich wegen seinem
Staub und Schmutz und Lärm, den immerwährenden Stau und der stechenden Hitze. immer als ich vereist war und die Zeit gekommen war, um wieder abzureisen hatte ich nie Bock wieder zurück nach Dar zu kehren aber ich fühle mich hier schon so zuhause, dass mich das nicht abschreckt sondern ich vergnügt über Dar lästere und trotzdem froh bin, dass ich hier und nicht woanders bin. Denn wo sonst bekommt man noch um 1 Uhr morgens Chipsi Mayai, fahren die DallaDallas durch, findet man alles an Waren, die das Herz begehrt, kann man von Salsa über HipHop bis Bongo FlavaPartys auswählen und sind die Leute so offen und gesprächig wie in Dar es Salaam?
Nachdem man auf dem Land war und wieder zurück nach Dar kommt bemerkt man, dass die Dar es salaamer so sehr ihr eigenes Verhalten entwickelt haben, dass über sie wie über einen richtigen Stamm gesprochen wird; die Wabongo: immer auf Trab, frech, schlau und vorlaut.
Es ist witzig wie man teilweise erkennt, dass ich in Dar wohne, weil man dort auch einen gewissen Slang spricht, der einen verrät.
Ich kann es mir nicht vorstellen, dass ich dieses Jahr schon wieder in Deutschland sein werde. Die meisten meiner Errinerungen aus Deutschland sind so ungeheuer vaage, als wäre alles nur ein komischer Traum, letztens hatte ich mich gefragt, ob die Bahnen auch so wie die dalladallas einen farbigen streifen an der seite haben, der verrät, wo sie hinfahren oder die Namen vieler Stadtteile fielen mir teils nicht mehr ein..
Ich mal es mir jetzt schon aus: Ich werde zu jedem karibu sagen, wenn ich gerade etwas esse (Bedeutung:man lädt den anderen ein, mit zu essen), oder pole sana(das tut mir leid/ich fühle mit), wenn jemand mal stolpert oder müde ist und keiner wird verstehen, was ich meine. Ich werde mich wundern, warum denn die Sonne noch nicht untergegangen ist, warum die Tage so lang sein werden. Ich werde im Club mit dem ganzen Körper tanzen währrend die anderen von links nach rechts wippen und mich komisch anschauen werden. Die Früchte werden mir vorkommen wie ein Witz, vor allem die Avocados und Mangos im Supermarkt. Und vor allem werde ich nicht mit den Ruhezeiten in der
Hausordnung klarkommen ..
Nach einer gewissen Zeit werde ich mich sicher wieder umgewöhnen, nur ich hoffe ich verliere dabei nicht meinen Blick auf die Dinge, um den ich hier in Tansania bereichert worden bin.
So und nun, als Belohnung dafür, das ihr bis zum Ende durchgehalten habt, hier ein paar schöne Urlaubsfotos, klickt drauf, dann erfahrt ihr wo das Bild jew. aufgenommen wurde 😉 :










