Warum ich den tansanischen Mond liebe

 Mein letzter Weltwärtsbericht

Es hat super lange gedauert, über mein Ankommen in Deutschland schreiben zu können und über mein Jahr als Gesamtes. Nach unzähligen Texten, die ich dann doch wieder verworfen habe, entschied ich mich am Ende für eine etwas unkonvetionellere Art, einen Weltwärtsbericht zu schreiben- es ist eher Gedicht als Bericht. Ich hab aber jetzt nicht darauf geachtet, dass sich alles stimmig reimt. Es ist eher in einem Wisch von der Seele geschrieben worden und ich wollte es als Abschluss für diesen Blog mit euch teilen. Passend zum Abschluss diesen Jahres. Von daher Guten Rutsch und viel Spaß!!!

(Kurzes Vorwissen: Die Sicht auf den Mond in Tansania ist um 90 Grad gedreht, sodass, wenn der Mond abnimmt, er aussieht wie ein breites Lächeln, ungefähr wie auf dem Bild da oben 😉 )

 

Er lächelt mir zu und das gerade wenn er nicht voll ist.  Ich fühl mich einsam. Einsam mit diesem nichtssagenden sichelförmigen Mond. Den nordischen Mond. Der sich  nicht für mich interessiert. Der mir nicht umbedingt den Weg erleuchten will, während der tansanische um jede Wette strahlte, um mir die engen unbeleuchteten Gassen weniger beängstigend zu machen, indem er sie in seinem milchigen Silber tauchte. Der Mond hier kehrt mir den Rücken. Er will mich nicht lachen sehen, er will mich nur von mir erzäählen hören, um dabei nicht aufzupassen. Fragen stellen wie : Was machst du jetzt? Studierst du ? Jobben? Hartzen? Wenn ich verschwinden würde, wäre es dem Mond egal. Ich errinere mich so selten an helle Tage, seit dem ich Fuß gesetzt hab auf dieses kalte Stück Land. Und dennoch, in der Nacht schien der Mond nur durch ein Wattennetz von smogigen Wolken. Wollte sich nicht einmischen, in die Nacht. Nicht anschauen, weggucken. So wie in der Bahn. Man kann sich sicher sein, alle wissen, wenn du etwas untypisches machst, doch sobald du hochschaust, schauen alle wieder weiter ihren Facebookstatus nach. Ich wälze mich im schlammigen Mitleid. Es bleibt an mir kleben und begleitet mich überall hin. Irgendwie kann ich das für mich legitimieren und gewöhne mich an meine schlammverkrusteten Gewänder. Ich irr durch Großstadtwälder, auf der Suche nach einem klaren Fluss, um diesen Schmutz abzuwaschen, um meine alten Blätter zu ertränken, meine Seele rein zu waschen. Waschen mit der Hand erscheint mir heimisch, doch ich überlasse hier Maschinen die Arbeit, ich bin nicht so fleißig. Eher starre ich auf meinem Bildschirm und, dadurch, dass die Bilder sich verändern, simulieren sie Leben vor meinen Augen. In das ich eintauche, in das Leben anderer. Dabei vergess ich meins für einen Moment und weiß im Nachhinein nicht ob es schön oder schrecklich war. NA? Wie war Afrika? Es war nicht, es ist. Und es hört nie auf  zu sein. Es ist vorhanden in allem, was ich sehe und zu sehen mein. Es verändert den Blick auf mein sogenanntes „Heim“. Vorurteile, Rassismus, Fremdenangst, Nationalismus , Privilegien, Profitgier, Postkolonialismus, Klassendenken, Anders sein, auszugrenzen, abzulenken mit Celebrity-Scheiß, oder mit den anderen, die immer böse sind und Kriege führen, während wir Soldaten nur schicken um den „Streit zu schlichten“. Ich pflegte vor Tansania den Wald vor lauter Bäumen nicht zu blicken. Nun such ich auf jedem einzelnen Baum eingeschnitzte Initialien. Versuche zu verstehen. Wer war es? Warum wurde es getan? Und es wird mir mehr und mehr zuwider, dieses System, in dem ich mich plötzlich wiederfinde. Gleichzeitig ist mir bewusst, dass ich das Jahr über in einer Oase gelebt habe. Wenn ich krank war, konnte ich zum Arzt. Wenn ich hungrig war, konnte ich mir etwas nahrhaftes kaufen. Wenn ich durstig war, kam ich an reines Trinkwasser. Mir war nie kalt und nass, ich hatte  ein eigenes Bett, ein eigenes Zimmer, ein eigenes Mosquitonetz sogar! Meine Arbeit machte mir Spass und ich musste nie bangen um meinen Kontostand. Dennoch war ich selbstständig und auf kaum jemanden angewiesen. Um diesen Zustand aus eigenen Kräften wieder zu erreichen, bräuchte ich Jahre. Um zu beweisen, dass ich etwas kann, muss ich es erst 3 Jahre lang auseinander nehmen, bis ich es satt habe. Um dies zu finanzieren müsste ich Jobs annehmen, die meine Gesundheit zerstören und/oder mich zu einem freundlich lächelnden Roboter formen, und bitte möglichst automatisiert. Mehrere davon, einer reicht nicht. Um dann für den späteren Werdegang zu sparen, müsste ich am besten bei meinen Eltern wohnen bleiben. Bis ich Angst bekomme, vor dem Selbstständig sein, weil es mir wieder entwöhnt worden ist. Naja wenigstens bekommt man hier Hilfe vom Staat, ne. Wäre ich ohne weiteres allein in Tansania würde ich wahrscheinlich noch schlechter dran sein ..? Also war das Jahr eine Lüge, ein bequemer Aufenthalt um dann anerkannt über das Leid der Welt zu sprechen, an Caféetischen und auf Barhockern? Ich hoffe nicht.  Ich hoffe es ist mehr als das. Und ich hoffe es gibt mir Kraft, zu verändern, was  mir nicht mehr passt.

 

Asante Sana, Danke.

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Weltwärts-blog-bericht 3

Es ist jedes Mal ziemlich schwierig, mich hin zu setzen und meine Erlebnisse irgendwie anschaulich zusammen zu fassen. Selbst mein Tagebuch ist seit  3 bis 4 Monaten nicht auf dem neuesten Stand. Das Problem ist glaube ich einfach die fehlende Ruhe in meinem Kopf, dass Gefühl, keine Zeit zu haben. Ganz im Gegenteil zu meiner Anfangzeit, da schien mir das ganze Jahr, das vor mir lag ,so unendlich lang. Jetzt bin ich jeden Tag am überlegen, wie ich diesen am besten nutzen kann  und wie ich meine Zeit auf der Arbeit am produktivsten verbringe. Es sind schließlich nur noch 2 einhalb Monate und die sollten reichen um das TSE auf Nafasi Art Space, Alliance Francaise und das Goethe Institut in Dar zu bringen. Außerdem um eine Crowdfunding Aktion für ein neues TSE Album ins  Rollen zu bringen und der neuen Generation im TSE das nachrücken zu erleichtern. Die alten Schüler müssen den neuen Platz gewähren. Ein  frisch  eingeführtes Programm bringt sie dazu, diese in den Grundlagen zu unterrichten, jeder Student unterrichtet dabei das, was ihm am meisten liegt. Zum Beispiel lehrt Junior, der Gitarre  an der Uni Mayday studiert, die Kids, wie man eine Gitarre halt und bringt ihnen einfache Musiklehre näher.  Oder Grace, die seit klein auf schon immer alle Ngomas gut beherrscht hat , geht diese mit den neuen Schritt für Schritt durch.  Das Programm ist erst ein paar Wochen alt und es ist wichtig, die Students immer wieder zu motivieren,  es aufrecht zu erhalten, selbst wenn nur wenige neue da sind. Denn im Enddeffekt ist das Lehren doch so etwas wie der letzte Schritt des Verstehens. Sie sehen das, was sie tuen, mit ganz anderen Augen, wenn sie es plötzlich jemandem anderes beibringen müssen.

Die TSE Sekretärin und Schauspiellehrerin Aisha ist seit Ende Mai schon in Deutschland und macht ein drei-monatiges  Praktikum mit Arbeit&Leben in einem Hamburger Theater. Das freut mich unglaublich für sie und es ist auch spannend, dass sie in meiner Stadt ist und meine Familie besuchen kann, dennoch war es erstmal nicht so leicht, sich darauf vorzubereiten, dass die TSE Mama in meiner letzten Zeit nicht da sein wird, vor allem ist es die Zeit, wo wir ja auswärts auftreten wollten. Ich war nervös, dass, sobald sie weg ist, das TSE irgendwie zerfallen würde, die Leute nicht mehr regelmäßig kommen würden, die Disziplin bei den Students verloren gehen würde und dass ich zu viel Verantwortung übernehmen müsste. Sie hat aber für Vertretung gesorgt, der Musiklehrer Mosiah übernimmt jetzt die Koordination und meine Sorgen haben sich zu meiner Erleichterung nicht bestätigt.  Sie hat sich im Endeffekt den perfekten Zeitraum ausgesucht, um weg zu fliegen. Wäre sie früher geflogen, hätte mich das zu sehr belastet; wäre sie später geflogen, hätte dies die neue Volunteerin (die schon im August kommt !!)  aus der Bahn geworfen. Gerade jetzt fühle ich mich sicher genug, um auch Organisatorisches zu leiten. Zum Beispiel war am Freitag, 19.06, eine Open Stage-Veranstaltung  im Goethe Institut in der Stadt, für die wir uns angemeldet hatten. Da hieß es Transport organisieren,  Show durchgehen, entscheiden, wer auftreten kann und wer noch nicht so weit ist,  den Soundtrack zur Show neu mixen und und und..

Bei all dem ist es kein Wunder, dass mein Geburtstag letzen Monat vollkommen in den Schatten geriet. Dieser konkurierte  in seiner Wichtigkeit mit der  Hochzeit von Judy, Mama Linas schwangere Nichte und unsere Nachbarin, die am selben Datum stattfinden sollte. Ganz zu schweigen von dem Haushalt, den ich bis vor gestern sehr vernachlässigt hatte, vor allem weil ich immer nach der Arbeit K.O. nachhause kam und einfach nur  noch essen, duschen , Filme gucken und schlafen wollte. Das Ausmaß ging soweit, dass ich zu Bikinis greifen musste, weil all die andere Wäsche noch ungewaschen in einer Ecke meines  staubigen Zimmers verbannt wurde und wuchs wie ein Laubhaufen.

Unsere Show:

Noch haben wir keinen Titel für unsere Show gefunden. Sie ist ein Mix aus Tanz, Schauspiel und Gesang und wir möchten damit zeigen, dass Geld den Menschen verändert, in manchen Fällen sogar verunmenschlicht. Wir zeigen dies in Zusammenhang  mit Korruption, dem Leben auf der Straße und der Liebe.  Im Juli werden wir sie auch tatsächlich im Nafasi Art  Space performen dürfen, wenn alles klappt! Wir haben mit den Schülern zusammen gearbeitet und aus Ideen wurden ganze Szenen und Choreographien. Ich selbst hab mit choreographiert und tanze mit.

Der Auftritt im Goethe Institut verlief glatt und hat super Spaß gemacht außerdem haben wir alles auf Band ! Ich werde versuchen es in den nächster Zeit online zu stellen.

Das Abreise Datum rückt näher, mein Mitbewohner Patrick und ich haben schon angefangen uns gegenseitig, immer wenn es uns einfällt, Sachen aufzusagen, auf die wir uns in Deutschland freuen werden aber auch die, die  wir an Tansania vermissen werden. Ein Beispiel: Ich freue mich auf den rund- um .die.Uhr pünktlichen Bus und Bahn Verkehr, werde aber auch gleichzeitig die überfüllten DalaDalas vermissen, mit der basshaltigen Bongo Flava Musik und den Wind in den Haaren der durch die offenen Fenster strömt. Oder ich freue mich auf das Normal-Sein, werde aber irgendwie die Abwesenheit der Aufmerksamkeit, die man hier als Weiße bekommt, stark bemerken.

Am schwierigsten wirds bei den Früchten- umgerechnet 50 cent für eine saftige Ananas ! Schnauf..

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit!

Asanteni sana!

Spenden sammeln für ein TSE Album!!

Meine lieben Leute,

in den letzten paar Monaten ging es viel drunter und drüber zudem hat es mir der Netzanbieter TIGO hier in Tanzania nicht wirklich einfach gemacht, das Internet zu normalen Uhrzeiten zu benutzen (und nicht um 3 Uhr nachts während das Netzwerk nicht mehr belastet ist ). Nun bin ich aber wieder am Start für euch und zwar mit ganz vielen Neuigkeiten!

Die wichtigste möchte ich euch hier vorstellen :

In meinem Projekt Talent Search and Empowerment Center werden Jugendliche in ihren Talenten gefördert. Dabei geht es los bei Tanzen über Schneidern, Fußballspielen, Schauspielern und eben auch Musik machen. Mittlerweile hat sich der Musiklehrer Mosiah intensiv mit den verschiedenen musikalischen Talenten der Students beschäftigt und sie zu einer gut eingespielten Band gemacht. Die Lieder, die dabei herauskamen, haben sie alle zusammen komponiert und sind ein richtiger Schmaus fürs Ohr! Damit ihnen Gehör verschafft werden kann, möchte ich Spenden sammeln, um ein Album mit den Students auf zu nehmen. Klickt einfach auf folgenden Link und unterstützt die Sache, oder teilt sie mit Freunden auf Facebook, Twitter und was es sonst noch alles gibt!

https://www.betterplace.org/de/projects/29483-tanzanische-jugendliche-musizieren-spende-fur-ein-album

Asanteni sana, vielen Dank für eure Unterstützung !

Weltwärtsbericht 2 – Jetzt halt wirklich..

Zunächst die endgültige Bestätigung: Ja der letzte Blog Eintrag „Weltwärtsbericht Klappe die zweite- und letzte?“ war ein April Scherz, Alles ist frei erfunden, vor allem die Nussallergie!! 😉

Es folgt der ernstgemeinte aber hoffentlich nicht zu trockene echte Bericht. Als Motivation diesen auch zu lesen habe ich endlich mal wieder neue Bilder hochgeladen, also wenn das mal kein Angebot ist..


Weltwärtsbericht II

Mittlerweile sind schon ganze 8 Monate  rum, seid dem ich in Dar es Salaam, Tansania angekommen bin. Und 6 Monate seit dem ich tatsächlich angekommen bin, 4 Monate seit Anfang des neuen Jahres was ich zu ¾ in Tansania verbringe , 2 Monate seit dem Anfang meines Workshopprojektes im TSE und fast ein Jahr seit meinem Abitur. Seit der Zeit, wo ich nur Europa kannte und mir zum Kontinent Afrika nur weniges und wenn, dann klischeehaftes einfiel, wo ich überhaupt keinen Bezug zu hatte, was in einem riesen Kontrast zu Jetzt steht. Und es sind nur noch mikrige 5 Monate übrig, bis zu meinem Abflug. Wie werde ich sie nutzen? Bleibt dran nach der Werbung !……

Projekt

Wie schon erwähnt, ist es  zwei Monate her, dass ich mein Workshopprojekt im TSE gestartet habe. Die Workshops zogen sich über  4 Wochen, jeweils drei in der Woche, meistens am späten Nachmittag, wenn die Sonne an Kraft verliert.  Obwohl sie später am Tag begannen, war es immer wieder schwierig für den Workshopleiter Ian, Zeit dafür zu finden. Die ersten zwei Wochen liefen relativ gut aber in der dritten Woche bekam er eine Menge zu tun, hatte dennoch versucht es irgendwie zu schaffen, was dann damit endete, dass wir umgezogen, aufgewärmt und mit frischgekauftem kalten Wasser auf ihn gewartet hatten, bis ich ihn nach einer dreiviertelstunde erreichen konnte und er absagte. Dadurch, dass er das immer in der letzten Minute tat, ging die Motivation bei den Students ziemlich flöten und ich machte mir schon Sorgen, dass wir unser Projekt nicht weiterführen könnten, denn es fiel schon zum dritten Mal ein Workshop aus. Das  Gute ist, dass Ian sehr bemüht war um das Projekt und an dem Tag wo wir es am wenigsten erwartet hatten, kam er dann tatsächlich vorbei, mit einem seiner Schüler, der ihn ab dort vertreten sollte. Dies hat alles geretet, denn der Schüler (sein Name ist Alawi) hatte soziemlich immer Zeit und war zudem auch ein sehr souveräner Lehrer. Also vollendeten wir die Workshops zusammen mit ihm und ich muss sagen, ich hatte mir zwar am Anfang Sorgen gemacht, dass die Workshops nicht so gut ankommen würden oder dass kein richtiges Ergebnis daraus hervorgehen würde aber am Ende waren diese Sorgen alle unbegründet und es war genauso, wie ich es mir vorgestellt hatte: Die Students lernen etwas komplett neues, woran ihr Körper und ihr Geist nicht gewöhnt ist ( Konzentration, intensive Beschäftigung mit dem Körper; das „Hören“ und Vertrauen auf andere Mitschüler;Nutzung des gesamten Körpers; Seinem Tanz einem Sinn, eine Idee zu geben), sie bekamen Lust auf mehr und integrierten ein bisschen das neue Wissen in ihrem Alltag, zum Beispiel bei Aufwärmübungen. Auch das Miteinander war in den Workshops angenehmer, weil die Students in vielen Übungen auf einander hören und sich gegenseitig achten mussten.  Aus der Workshopreihe ist dann eine Sequenz hervorgegangen, die wir in unserer neuen Show einbauen werden, welche auch zu meinem Projekt dazu gehört, sozusagen als Part 2. Diese würden wir gerne auf Nafasi Art Space aufführen, nur sind die nicht gerade kommunikativ und ich muss immer wieder hingehen und nachfragen, ob sie denn die Bewerbung schon haben und ob das jetzt klappt. Noch wissen wir nichts davon. Wie dem auch sei, die Show wird auch im TSE aufgeführt und es sollen sehr viele Leute eingeladen werden, damit wir eine Chance bekommen auf neue Students. Damit komm ich zum nächsten wichtigen Punkt : Wir bekommen wenig neue und regelmäßige Students, vor allem kommen fast keine Kinder zum TSE.  Für manche meiner Vorfreiwilligen ist dies ein altes Lied. Der Grund für den Verlust der früheren Schüler ist wahrscheinlich der Umzug des TSE vorletzten Jahres. Es ist zwar nur 5 Minuten um die Ecke gezogen, aber es ist nicht mehr so auffällig, wie es in der alten Adresse war.  Was ich auch glaube ist, dass sich viele Jugendliche und vor allem Kinder nicht trauen, einfach ins TSE zu kommen und mit zu machen, erstens weil es nicht wirklich ein Programm  für Kinder gibt und das Training teils viel zu schwierig für Anfänger ist und zweitens, weil dort die „Stammschüler“ eine ziemlich eingeschworene Clique bilden, was die Neuen noch schüchterner macht. Um das zu verhindern, haben Aisha und ich uns überlegt, dass unsere alten Schüler die neuen unterrichten könnten in einfachen Sachen. Der Tag wäre dann in frühen Mittag und späten Nachmittag aufgeteilt, in Anfänger und Fortgeschrittene sozusagen. So bekommen die alten Hasen Lehrerfahrung, die sie vielleicht auf ihren späteren Weg als Künstler brauchen werden, sie geben dem TSE etwas zurück und sind Vorbilder für die neuen, was dem ein oder anderen eine gesunde  Portion Verantwortungsbewusstsein geben würde. Ich finde, dies ist auf jeden Fall ein sinvollerer Weg, den das TSE einschlagen könnte, als immer weiter die selben wenigen Leute zu „pushen“.

Mal zu sehen, wie sich die Students bei anderen Lehrern aber im selben „Fach“ , also Tanz, verhalten war sehr interessant. Ich habe viele neue Arten und Ideen dazu gelernt, wie ich zum Beispiel mit Unruhe und Geschnatter während des Unterrichts umgehen sollte, damit die Disziplin erhalten bleibt, aber die Stimmung auch nicht flöten geht oder wie ich die Students am Anfang des Unterrichtes aufwecken kann und dass es nicht immer Sinn macht, Perfekt sein zu müssen, vor allem nicht, wenn es viele Schüler sind. Außerdem konnte ich diesmal ein bekanntes Phänomen aus der Schule aus der anderen Perspektive betrachten: „neu ist immer besser“.. oder zumindenst interessanter. Dies führte dazu, dass die Schüler bei den Workshoplehrern konzentrierter und seriöser waren als in meinem Unterricht. Dies machte mich zunächst stutzig und ich war mir nicht sicher, was  ich genau falsch mache und fing an zu zweifeln.  Es erklärte sich aber schnell von selbst, dass es nur normal ist, denn als ich nach ca. 3 Wochen Urlaub wieder Tanzunterricht gab, waren alle genauso konzentriert und motiviert wie sie es bei Alawi und Ian waren.  Nach drei Wochen Pause war HipHop dann wieder eine  wilkommene Abwechslung.. 😉

Meine Pläne für die kommenden Monate werden keine großen Projekte beinhalten, denn das Budget ist alle. Von daher werde ich mich nach Sponsoren und Partnern umschauen vor Ort aber auch im Ausland. Wenn du das liest und uns unterstützen möchtest, dann scheue dich nicht, mir eine Email zu schreiben!

Da Ende des Jahres Wahlen und fast alle unserer Students auch wahlberechtigt sind, dachte ich an eine Aufklärungswoche über Politik im allgemeinen und die von Tansania. Ein paar globale Zusammenhänge könnten erklärt werden. Ansonsten würde ich nach weiteren Orten suchen, in denen wir unsere neue Show aufführen können.

Hier ein paar Bilder, die während der Workshops aufgenommen worden sind.

 DCIM100MEDIA

Mein letzter Weltwärtsbericht beschäftigte sich teils auch damit, dass ich mir oft unwohl vorkam, „wie ein Alien“ aufgrund  meiner Haut. Nach nun guten  vier Monaten möchte ich euch erläutern, ob  und inwiefern sich etwas daran geändert hat :

Mein Dasein als Mzungo

Durch viele  tansanische Freunde und  Bekannte fühle ich mich immer seltener wie das alien. Ich habe gelernt zu unterscheiden zwischen denen, die mich ausgrenzen und denen, die mich so nehmen, wie ich bin.Ich habe irgendwann die Feststellung gemacht, dass es nicht sein muss, immer danach zu streben, sich vollständig zu integrieren. Ich integriere mich aus gewohnheit (ich bin als Kind von Bulgarien nach Deutschland gezogen) und mit Freude in neuen Kulturen ein, aber ich habe gelernt, dass man nicht zu weit gehen darf, sonst weiß man am Ende nicht, wer man selbst ist.

Das Mutter Maria Syndrom oder der  Schuldkomplex: An vielen Tagen kommt es bei mir vor, dass ich mich schuldig fühle aber ich kann nie sagen, weshalb genau. Beim Durchgehen all meiner Bekannten und Freunde fällt mir dann nichts auf, was ich hätte Böses gemacht haben sollen und dennoch ist es so, als hätte ich mich schlecht verhalten. So als ob man aus dem Haus geht und das Gefühl hat, etwas vergessen zu haben. Ich kann es mir nicht so richtig erklären, aber es hängt vielleicht damit zusammen, dass ich besorgt bin, mich unangemessen zu Verhalten oder jemandem Unrechtes zu tun, weil ich immer noch einige kulturelle Verhaltenscodi nicht kenne, oder weil ich die Verantwortung spüre, die ich in meinem Projekt habe und ich damit sehr bis viel zu gewissensvoll umgehe. Außerdem trifft man als Mzungo auf ein weiteres Phänomen: Man kommt hier schnell in die Situation, sich, obwohl man als Freiwilliger hier ist und nur Taschengeld und Essensgeld bekommt, reicher als die Mehrheit der Leute in seiner Umgebung zu fühlen.Das Geld reicht dafür, dass man sich hin und wieder einen Luxus gönnen kann, wie in die Mall zu gehen, oder mal feiern zu gehen, oder Burger/Pizza (ist hier ziemlich teuer) zu essen oder gar in den Ferien ein bisschen durch Tansania zu reisen. Viele Leute können sich so etwas nicht gönnen, und da kommt die Frage auf, wie man diese Ungerechtigkeit auffassen soll. Es gibt dabei folgende Extreme: Man bekommt das MutterMaria Syndrom, verschenkt all seinen Kram an die „armen kleinen hilflosen Leuten“, kauft jedem, der danach fragt (und es sind einige) eine Soda oder Chipsi, gibt jedem, der danach fragt, Geld,verleiht, verschenkt und gönnt sich selbst nichts, bestraft sich sozusagen für seinen Wohlstand gegenüber den anderen. Andersrum : Man rechtfertigt seinen Geiz durch die Annahme, es seien alles nur gierige Lügner, die  Geld von einem wollten und das hier jeder auf sich allein gestellt sei und bleiben solle. Man läuft mit Scheuklappen durch die Welt, verleumdnet sein eigenes Mitgefühl gegenüber den anderen. Wenn ihr jetzt auf die Erläuterung der goldenen Mitte wartet, muss ich euch enttäuschen. So richtig habe ich sie noch nicht gefunden. Allerdings finde ich, dass Unterstützung durch Geld meist sehr kurzfristig ist. Meine  Unterstützung gegenüber den Leuten, die es brauchen findet vorallem im TSE statt und sie ist nachhaltiger als wenn ich jemandem auf der Straße Geld gebe. Trotzdem sollte man immer die Situation und ihre Wichtigkeit einschätzen und seine eigenen Grenzen herausfinden. Meine fängt da an, wo ich mich gezwungen fühle, jemandem Geld zu geben, ich es also nicht aus freien Willen und vom Herzen tue.

 Die Stadt und ich 

Dar es Salaams Gesicht verändert sich, wie in einer Beziehung geht die Romantik irgendwann weg und einem fallen alle negantiven Eigenschaften plötzlich besonders auf: Dar nervt mich wegen seinem

Staub und Schmutz und Lärm, den immerwährenden Stau und der stechenden Hitze. immer als ich vereist war und die Zeit gekommen war, um wieder abzureisen hatte ich nie Bock wieder zurück nach Dar zu kehren aber ich fühle mich hier schon so zuhause, dass mich das nicht abschreckt sondern ich vergnügt über Dar lästere und trotzdem froh bin, dass ich hier und nicht woanders bin. Denn wo sonst bekommt man noch um 1 Uhr morgens Chipsi Mayai, fahren die DallaDallas durch, findet man alles an Waren, die das Herz begehrt, kann man von Salsa über HipHop bis Bongo FlavaPartys auswählen und sind die Leute so offen und gesprächig wie in Dar es Salaam?

Nachdem man auf dem Land war und wieder zurück nach Dar kommt bemerkt man, dass die Dar es salaamer so sehr ihr eigenes Verhalten entwickelt haben, dass über sie wie über einen richtigen Stamm gesprochen wird; die Wabongo: immer auf Trab, frech, schlau und vorlaut.

Es ist witzig wie man teilweise erkennt, dass ich in Dar wohne, weil man dort auch einen gewissen Slang spricht, der einen verrät.

Ich  kann es mir nicht vorstellen, dass ich dieses Jahr schon wieder in Deutschland sein werde. Die meisten meiner Errinerungen aus Deutschland sind so ungeheuer vaage, als wäre alles nur ein komischer Traum, letztens hatte ich mich gefragt, ob die Bahnen auch so wie die dalladallas einen farbigen streifen an der seite haben, der verrät, wo sie hinfahren oder die Namen vieler Stadtteile fielen mir teils nicht mehr ein..

Ich mal es mir jetzt schon aus: Ich werde zu jedem karibu  sagen, wenn ich gerade etwas esse (Bedeutung:man lädt den anderen ein, mit zu essen), oder pole sana(das tut mir leid/ich fühle mit), wenn jemand mal stolpert oder müde ist und keiner wird verstehen, was ich meine. Ich werde mich wundern, warum denn die Sonne noch nicht untergegangen ist, warum die Tage so lang sein werden. Ich werde im Club mit dem ganzen Körper tanzen währrend die anderen von links nach rechts wippen und mich komisch anschauen werden. Die Früchte werden mir vorkommen wie ein Witz, vor allem die Avocados und Mangos im Supermarkt. Und vor allem werde ich nicht mit den Ruhezeiten in der
Hausordnung klarkommen ..

Nach einer gewissen Zeit werde ich mich sicher wieder umgewöhnen, nur ich hoffe ich verliere dabei nicht meinen Blick auf die Dinge, um den ich hier in Tansania bereichert worden bin.

So und nun, als Belohnung dafür, das ihr bis zum Ende durchgehalten habt, hier ein paar schöne Urlaubsfotos, klickt drauf, dann erfahrt ihr wo das Bild jew. aufgenommen wurde 😉 :

BagamoyoEin bisschen Lara Croft ActionBagamoyoIn den Udzungwa MountainsWasserfall bei Udzungwa MountainsAuf den Dächern ZanzibarsJam Session in der Musik Uni ZanzibarFischmarkt-BagamyoAuf den Straßen ZanzibarsSanji Wasserfall

Weltwärtsbericht Klappe die zweite – und die letzte?


Weltwärtsbericht II

Tanzania, Dar es Salaam

Dar es Salaam, 01.04.15

Ich glaube, ich bin an meinem Brechpunkt angelangt….

Wie damals in der Schule bei der Bewährungsprobe muss man irgendwann zugeben dass der Sattel drückt, die Mitschüler nerven und dass das Wetter scheiß regnerisch ist für ne Fahrradtour bis zum Harz.

Ebenso hier vorort: es ist einfach so heiß ! Und danach regnet es! Ich kann mich kaum über die Hitze beschweren, dann wird es wieder regnerisch und ich muss mich wieder umstellen um über die matschigen Straßen zu meckern..Ich meine das hat doch keine Zukunft ! In Deutschland kann man wenigstens immer über dasselbe meckern : das scheiß Wetter! Aber hier?

Und dann die Leute erst ! Sie sind so nett zu einem, man kann garnicht wie gewohnt ausgelassen lästern, weil sie einem kein Grund geben, ich meine wo sollte ich denn sonst meine übrige aggressive Energie auslassen? Und dann laden sie einen immer zuhause ein… Karibu karibu, und das essen schmeckt auch noch gut, dann kriegt man auch noch ne Soda als Dessert!? ( ich mein hier gibt es keine richtigen Desserts,  wie soll ich das noch weitere 6 monate aushalten? Vor allem wenn ich meine Tage habe und was süßes brauche!!) Sie wollen mich doch nur provozieren, weil sie wissen, dass sich meine Kochkünste auf Auftau-Paela Ristorante aus PENNY in der Mikrowelle beschränken (Den Parmesan reib ich aber immer selbst !) Dann schalten sie den Bongo Flava laut, aus Speakern von denen der Bass und der Treble aufs unterste MIN verbannt wurden, während die Highs über die MAX marke hinaus gehen und in meinen Ohren pieksen , vor allem bei Diamonds neuem Nyota Lied, was hier eh überall gespielt wird.. ey Ohrwurmpotenziall so hoch wie das des Krebses um Tschernobyl herum ! Ich sags euch Leute.. so kann es nicht weitergehen… Und dann die Fahrt nachhause, der Stau ??! Wenn die Cashewnuss-Verkäufer mich nochmal anschnalzen, bekomme ich Minderwertigkeitskomplexe, wie oft hab ich denen doch gesagt, ich habe eine Nüsse Allergie und sie sollen mich nicht immer daran errinern, aber sie piesacken mich tatsächlich weiter! Dass sich das nicht rumspricht, ich meine, es ist eine sache von 2 Sekunden seinen Kumpel zu erzählen ; „Der Mzungo hat Nüsseallergie, verkaufen wir ihr lieber Fake Porada Sonnenbrillen“ An Essen hat man hier eh nicht so die große Auswahl .. Reis Gemüse und Fleisch oder vielleicht fetttriefend fritierten Fisch, und das Gemüse und Obst frisch vom Markt… daran ist mein Magen überhaupt nicht gewöhnt! Schrecklich, diese ganze Vitamine verursachen eine Party in meinem Darm ! Ich brauch meine Konservierungsmittel und Hormone im Essen wieder, du kannst dem Bauer nicht sein Spaten, dem Kind nicht sein Lolli und  mir nicht meinen genmanipulierten Fraß einfach wegnehmen!

Wenn das so weiter geht ende ich depressiv und diarrhös, ich hatte es ja versucht, ganze 7 Monate hab ich es versucht,.. aber leider ist das einzig positive der Soundtrack meines Bajajifahrers, der mir sagt, was ich tuen soll:

„Basi nendaa!“

( „Dann geh!“)

Mein erstes großes Projekt !

Langsam geht es in die aktive Phase über. In den letzten 5 einhalb Monaten konnte ich mich zunächst einleben, die Sprache lernen, und mir ein Bild  von meiner Arbeitsstelle machen.

Jetzt fühle ich mich eigenständig genug, um ein Projekt zu starten.  Die Idee zunächst war, dass die Sudents mal etwas anderes sehen, als immer die gleichen Lehrer und die gleichen Stile. Zum Beispiel neue Tanzstile entdecken, um für sich selbst daraus zu lernen. Also dachte ich an eine Workshopreihe.  Etwas komplett anderes wäre Contemporary Dance, was gut passte, weil ein guter Freund von mir ein Contemporary Dance Lehrer ist, und mir seine Kooperation anbot. Er erklärte sich bereit, es fast für lau zu  machen, nur für Fahrtkosten, Essen und Wasser. Um die Workshops nicht einfach so stehen zu lassen, sondern ihnen ein Ziel zu geben, dachte ich mir, dass das Erarbeitete am Ende vorgestellt wird. Es sollte aber nicht irgendwo vorgestellt werden, sondern es sollte auf eine große Bühne, was auch ein Event für die Students wäre. Um genauer zu sein die Nafasi Art Space Bühne! Nicht nur Contemporary Dance, sondern eigentlich alles, was wir so zu bieten haben, wollen wir zu einer Show verbinden, dass heißt Schauspiel, HipHop, Live Musik und traditioneller Tanz (Ngoma). Um einen Slot zu bekommen, muss man sich nur früh genug anmelden. Dort sind viele Zuschauer, die einfach so kommen, um eine nette Show zu sehen, aber manche von denen suchen auch nach Nachwuchstalenten, das wäre natürlich ne tolle Chance für das TSE und für alle Students. Der Plan existiert schon seit Monaten und hatte seit Beginn des neuen Jahres immer mehr Bestand angenommen.  Letzte Woche konnten wir dank dem Projektgeld, das von der Organisation genehmigt worden ist, schon anfangen die Vorbereitungen zu treffen. Zum Beispiel haben wir einen großen Teppich gekauft, damit wir uns beim Training nicht mehr auf dem schmutzigen Boden wälzen müssen( Wir trainieren draußen auf dem Boden, weil es drinnen nicht genug Platz gibt und es heiß und stickig ist). Das Projektgeld ist aufgebraucht, wenn wir in Zukunft etwas neues starten möchten, brauchen wir Spenden.  Ihr seit herzlich dazu eingeladen, uns zu unterstützen! Schreibt in dem Fall einen Kommentar oder eine Privatnachricht.

Die letzte Januar Woche ist die letzte für die Vorbereitungen, bevor es losgeht.  Das wichtigste und eigentlich härteste war es, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen was die Zeiten der Workshops angeht. In jener Woche sollten wir genau dies festlegen und alle erwarteten mit so etwas wie einem Zeitplan von der Besprechung zu gehen, die wir heute aus diesem Grund gehalten haben. Dafür überhaupt erstmal Zeit zu finden, war hart genug, denn ich musste die Termine von den beiden Workshoplehrern ( ja es sind zwei, hatte vergessen es oben zu erwähnen, einer für Contemporary und einer für Breakdance) beachten. Beide waren immer zu der freien Zeit des anderen beschäftigt und so enschlossen wir uns, uns alle Abends zu treffen, damit wir endlich zusammen sitzen und planen können.  Der Breakdancelehrer erschien leider nicht, deshalb konzentrierten wir uns erstmal nur auf dem Contemporary Teacher. Dieser war von der Idee, einen Zeitplan zu erstellen, aber nicht so überzeugt, sondern blieb vage und wiederholte, das wir flexibel  sein müssen. Ich hab schnell gemerkt, dass ich am besten nicht darauf bestehen sollte, alles genau zu planen, weil es eh anders kommt. Er selber kriegt manchmal Jobaufträge noch am selben Tag, von daher wird es schwierig sich eine Woche vorher fest zu legen. Außerdem sind manche der Students an manchen Wochentagen in der Uni und die anderen Unterrichtsstunden sollen auch nicht wegen der Workshops benachteiligt werden.  Irgendwie hatten wir uns dann doch auf 3 Tage geeinigt, vorerst nur für die kommende Woche.  Die Auffassung von Zeit ist und bleibt eine ganz andere als die, die ich gewohnt war und immer noch ein bisschen bin.  Gegen Ende Februar sollten die Workshops zu Ende sein und danach kann an der Show gebastelt werden.  Es wäre ganz gut, dass wenigstens dieser Zeitraum eingehalten wird, weil ich Anfang März Besuch bekomme und mir für 2 Wochen frei nehme. Ich mach mir dann Sorgen, etwas zu verpassen. Ich hatte es mir ehrlicherweise ein bisschen anders vorgestellt, ich wollte, dass die Workshops den Alltag im TSE für eine kurze Zeit verändern und nicht dass sie irgendwo im Zeitplan reingequetscht oder angehängt werden, aber an sich ist das kein Dilemma. Im Endeffekt ist es sehr gut, dass die Schüler Lust auf die Workshops haben und das wir wenigstens für den Anfang ein paar feste Tage finden konnten!  Eines muss man sich bei solchen Projekten aber immer am Anfang klar machen : Es kommt immer anders. 😀

und wie dann der erste
Workshop war, erfahrt ihr hier 😉

Der erste Projekttag

Der erste Projekttag verlief glatt. Ian ist ein sehr inspirierender Lehrer, dass habe ich an der Motivation der Students gemerkt, als die Stunde vorbei war und er schon weg. Einer hat sich direkt ein Heft geschnappt und die Namen der neuen Techniken, die wir gelernt haben, aufgeschrieben. Andere fingen an mit dem Gedanken zu spielen, sich bei Nafasi für seinen Unterricht anzumelden.  Alle waren sehr nachdenklich, das führte dazu, dass wir eine Stunde überzogen, nur um zu reden. Wir redeten über das  Streben nach dem Besser werden und dass man ohne Eigenantrieb nicht besser werden kann. Meine Kollegin Aisha ermutigte sie, sich selbst herauszufordern, andere zu toppen. Ich fügte hinzu, dass es dennoch nicht schlimm ist, wenn man jemanden nicht toppen kann, weil man vielleicht in einer anderen Sache viel besser ist als er, und die Folge nicht Frustration, sondern das Lernen voneinander sein sollte. Wir redeten darüber, inwieweit kopieren in der Kunst ok ist und über das Problem der Individualität darin ( egal was du machst, irgendeiner hat es schon vor dir gemacht oder macht es immer besser als du). Aisha sagte am Ende etwas sehr schönes: Wenn du etwas lernen willst, musst du zunächst dein Herz öffnen, damit es vollkommen zu dir durchdringt..

Es wurde sogar langsam dunkel und die Mücken fingen an zu stechen. Auch in mir hat der Contemporary Teacher was bewegt. Ich achte neben dem was er unterrichtet auch darauf, wie er unterrichtet, was für mich eigentlich genauso interessant ist. Manche Sachen, die ich den Students hatte näher bringen wollen, es aber aufgrund von Sprache nicht geklappt hat, hat er ihnen näher bringen können. Das kratzte zunächst an meinem Ego, aber ich weiß, dass ich nicht so streng mit mir sein muss.

Heute geht es weiter, ich freue mich sehr darauf und habe das Gefühl, der Workshop erfüllt seinen Zweck.

Heri ya Mwaka mpya!

. .: Frohes neues auf kiswahili

Lange nicht gebloggt.. moin Leute, ich hoffe ihr hattet einen guten Rutsch ins neue Jahr und habt geböllert was das Zeug hällt. Mein Silvester war, im Vergleich zu all den restlichen meines Lebens, das erste mal  Böller- und Kältefrei ! Es war ziemlich schwierig ,  bei diesen Bedingungen in Silvesterstimmung zu kommen, es hat sich für mich eher angefühlt wie… Mittwoch halt. Den Tag über hab ich das Haus bei laut aufgedrehter Amy Winehouse Mukke geputzt und mit dem Besenstiel getanzt, man muss ja das neue Jahr frisch und sauber willkommen heißen. Am Abend war ziemlich unklar was ich noch mache, also hab ich mich Limika, Lucas und Jessica angeschlossen, in die Kirche zu gehen. Das ist eigentlich sehr unüblich für mich, da ich nicht gläubig bin und auch nicht mit einer Religion aufgewachsen bin. Das war der erste Gottesdienst, den ich hier in Tansania besucht hatte, und er war unerwartet schön. Die Atmosphäre war festlich durch die Weihnachtsdeko und zwei Oberhellprojektoren, die eine Animation von 2014, die sich langsam und schwungvoll in 2015 verwandelte, zeigten. Die  allgemeine Stimmung war energiegeladen und dennoch friedlich. Von daher hat es mich nicht gestört, dass ich das, was gepredigt wurde, nicht so ganz verstanden oder nachvollziehen konnte, weil mich die Atmosphäre fasziniert hatte.  Vor allem der hat der Kirchenchor begnaaadet gute Sänger! Sechs Minuten vor Mitternacht ging der Coundown an und der Pastor forderte die Leute auf, Gott für alles zu danken, was in diesem Jahr gut gegangen war. Es bildete sich ein  Meer voller geflüsterter Dankesreden, während der Pastor, darüber schwebend, weiter sprach und immer lauter wurde. Die Menschen waren so sehr in ihrer Dankbarkeit vertieft, dass sie erst garnicht merkten, dass der Countdown abgelaufen war. Als sie die Augen aufmachten fingen alle zu jubeln und zu klatschen an, manche stürmten auf einander zu und wünschten sich ein frohes neues, manche pfiffen in die Menge rein.

Als der Gottesdienst vorbei war, gingen wir zuerst nachhause, Lucas und ich waren aber darauf bedacht, zuhause mit Konyagi ( hochprozentiges Zeug, das hier über jede Theke geht)  anzustoßen und dann in ein Club zu gehen.  Stattdessen haben wir bis in die Morgenstunden gequatscht und Gitarre gespielt 😉

Mein Weihnachten war auch leicht anders, an heilig  Abend war ich immernoch im Bus, auf dem Weg nach Mbeya im Westen Tansanias. Ich war unterwegs mit einer PR-Group die verschiedene Gospelsänger auf ihrer Tour durch Tansania begleitet, gefilmt und promotet  hat.  Dessen Manager ist ein guter Freund von mir, von daher bot er mir an, mit zu kommen um so ein bisschen was vom Land zu sehen.  Geplant war erst Mbeya, Iringa und dann Songea. Die Fahrt nach Mbeya war die längste, ganze 17 Stunden sind wir gereist! Man muss dem Fahrer auch lassen, dass er ziemlich rumgegurkt ist ;D

Da sich aber alle Mitreisenden kannten, war es die meiste Zeit sehr lustig. Manche sorgten für Entertainment all inclusive… das heißt aufstehen, lustige Reden halten, herumtänzeln, über den Film, der grad gezeigt wird lautstark diskutieren, und zu aller letzt bloß  nichts unkommentiert lassen 😀
Als dann ein Video einer Gospelsängerin abgespielt wurde, die mit im Auto saß, sind alle ausgerastet. Die Hälfte kletterte auf ihren Sitzen und sang mit, und forderte nacheinander jeden auf, mindestens einmal aufzustehen und kurz zu tanzen. Mich haben sie besonders laut gerufen 😀

Einen kleinen Teil der Strecke legten wir durch einen Nationalpark zurück, sodass wir Antilopen, Affen,Elefanten und sogar Giraffen sehen konnten, die entlang der Straße spaziert sind.

Auch vor dieser Reise bin ich etwas rumgekommen. Am Anfang meiner Ferien sind Jens, Patrick und ich nach Tanga losgereist. Dort konnte man die Äffchen sogar so im Wald vorfinden. Generell ist Tanga eine Stadt die sich krass von Dar es Salaam unterscheidet. Es ist wie in kaltem Wasser zu baden um dann plötzlich eine warme Dusche angeboten zu bekommen. Kein Schmutz, kein Lärm, keine rasenden PikiPiki fahrer und keine frechen Mzungu-Rufe, dafür Bürgersteige, gute Straßen, Burger für 2000 Shilingi das Stück ( ein Geheimtipp!! ) und Natur in jeder Ecke. Wir liefen am ersten Abend an einer Duka ( Bez. Für jegliche kleine Shops) vorbei auf der stand : „ Tanga ni Ulaya“ , Tanga ist Europa und nickten dem einstimmig zu. Bald bemerkten wir aber, dass Tanga auch heißt, dass es keine Duka gibt, die länger als 22 Uhr geöffnet hat, keine so große Offenheit der Menschen gegenüber Ausländern und außerdem wenig los ist.  So oder so, dieses Städchen hat die exotischten Früchte (Sternfrucht z.B. kannte ich bis Dato nur aus dem Bild auf der Caprisonne Packung) und die chilligsten Bewohner, weil sie alle auf dem Rad unterwegs sind.

Weiter gings nach Lushoto, eine atemberaubende Gegend!


Kosta haben wir in Lushoto durch Bekannte kennengelernt. Er ist Guide von Beruf und wir haben uns so gut mit ihm verstanden, dass er uns irgendwann bei sich hat pennen lassen, für ein paar Nächte.  Die entspanntesten  Tage waren die, an denen wir auf der Veranda eines Cafees saßen, und er uns beibrachte, wie man „Cultures“ also allerlei Armbänder flechtet. Er zeigte uns außerdem seine „Shamba“, also sein Schrebergarten oder Ackerland oder nenne mans wie man will, wo er Bananen- und Avocadobäumchen gepflanzt hatte, außerdem Rosmarin, Tomaten und so weiter.. Das Stück Land ist aber nicht flach, wie man das sonst so kennt, sondern es geht steil bergab, denn es befindet sich auf einem der vielen Berge Lushotos.

Die Natur ist erschlagend schön, die Ausblicke waren stets wie die von Bildschirmschonern.

Uns wurde von einem Ort, Mtae, 60 Km entfernt von Lushoto erzählt. Dieser soll immer der Höhepunkt einer jeden Tour gewesen sein. Da Jens sowieso einmal eine Motorradtour machen wollte, dachten wir, verbinden wir das und fahren mit dem Motorrad nach Mtae und wieder zurück. Nun ja, einem PikiPiki Fahrer das Motorrad für einen guten Preis abzunehmen erwies sich erstmal als schwierig. Wir einigten uns auf einen relativ niedrigen Preis, bekamen aber dafür ein Zeitlimit, wann wir spätestens mit dem Motorrad wieder da sein sollten. Mit einer laminierten kleinen Karte fuhren wir los, mit der Gewissheit, dass wir  eh nur gerade aus fahren müssen. Jens war Fahrer und ich Navigationsgerät. Der Weg war steil, ging an den Bergen entlang wie eine Achterbahn und war voller Löcher aber die Aussicht wars stets wert. Das Problem war leider, dass wir nach 3 Stunden immer noch nicht da waren, das Öl langsam ausging, und es immer später wurde. Jedes Mal hieß es nur noch 15 Minuten, dann sind wir da, aber wir stellten fest, dass wir uns übel verspäten würden, wenn wir nicht direkt umkehrten. Von daher machten wir kehrt und kauften auf dem Weg fragwürdiges Benzin-Öl in Plastikflaschen, weil der Tank leer ging.  Als wir halt machten, um in einem verschlafenen Dorf etwas zu essen, fing es an zu schütten.
Noch hatten wir den ganzen Weg vor uns und warten auf den Regen konnten wir nicht. Also stiegen wir tapfer aufs Motorrad und fuhren weiter, ich schrie dieses „I can see clearly now, the rain is gone“-Lied in den Sturm hinein, weil wir ein  bisschen Ermutigung brauchten. Jedoch hörte er erst nach einer halben Stunde auf und wir waren klitsch nass und noch sowas von garnicht angekommen. Auf dem Weg sind wir einmal im Matsch ausgerutscht, und haben uns auch noch kurz vorm Ziel schlimm verfahren, es wurde dunkel und kalt und am Ende kamen wir mit einer Verspätung von ca 3 Stunden an. Der Motorradfahrer, der geduldig auf uns gewartet hatte, hatte gottseidank Mitleid mit uns und ließ Gnade walten 😉 Die Erfahrungs war es trotz allem wert!

Kaum angekommen in Dar schon zieht es mich wieder weg, diesmal nach Zanzibar, wo unser Zwischenseminar stattfinden wird. Ich bin ganz schön gespannt, vor allem weil ich einiges auf dem Herzen habe. Dieses Gefühl vom Alien sein unter den Menschen, das ich im letzten  Post beschrieben hab, hat mir doch nun ziemlich zu schaffen gemacht.

Ich freue mich dennoch sehr auf das neue Jahr und habe das Gefühl, es wird sich sehr viel verändern! Ganz  gespannt bin ich, ob mein Workshopprojekt im TSE realisierbar ist. Ich lass es euch auf jeden Fall wissen !

Kwa herini ( Aufwiedersehen )

Stela

Weltwärtsbericht 1

Reflexion meiner ersten 3 Monate in Tanzania, Dar es Salaam

Als Teilnehmerin des Weltwärtsprogramms, das mir mein FSJ hier unten ermöglicht, muss ich alle 3 Monate einen Bericht über meinen Aufenthalt in Tanzania schreiben. Ich dachte ich gewäre euch mal einen Einblick :

Im Projekt

Mein Start im Projekt war sehr aufregend. Die Schüler und Lehrer nahmen mich mit Freude auf und ließen mich spüren, dass sie für mich da sein wollen, wenn etwas ist. Ihre Vorfreude auf einen neuen Voluntair entlud sich in Willkommensschildern und private Schow-Einlagen, immer als ich sie besuchen kam, in den ersten Wochen. Ich wurde schon in dem letzten Seminar vor meinem Abflug auf den wahrscheinlichen Alltag im TSE vorbereitet und vor allem auf die Tatsache, dass es sein kann, dass ich mir meine Aufgaben selbst suchen müsste. Im ersten Kikau (Sitzung mit allen Mitarbeitern und Schülern) wurde mir aber schnell klar, dass da Bedürfnisse wie Englisch sind, die meine Pflicht zu sein schienen. Am Anfang schrieben die Lehrer mit mir zusammen den Wochenplan um. Dass jede Woche Englisch stattfand, übernahmen wir einfach so und ich war davon ausgegangen, dass es schon einen Englisch Lehrer gäbe, mit dem ich mich abwechseln könne, im Enddeffekt aber stimmte ich ohne es zu wissen zu, dass ich ab jetzt für den gesamten Englisch Unterricht verantwortlich sei.  Sobald ich das verstanden hatte, war der Wochenplan schon den Schülern vorgestellt worden. Ich fühlte mich überfordert damit, jeden Tag etwas für Englisch vorbereiten zu müssen, während ich eigentlich eher in Richtung Tanz und Musik intensiver  mit den Schülern arbeiten wollte. Die Lehrer zeigten Verständnis und ließen mich den Wochenplan ein bisschen umändern, sodass Englisch nur 2 Mal in der Woche stattfand. Auch dass gleich alle in den Kurs wollten, freute mich leider eher weniger. Innerhalb von ein paar Wochen jedoch, erweiterte ich den Unterricht um 2 Male mehr, da ich gemerkt hatte, dass es sonst nicht reicht. Ich teilte die Schüler in Anfänger und Fortgeschrittene um mich intensiver um sie kümmern zu können. Es läuft ganz gut und die Kurse sind ausreichend besucht, jedoch investiere ich mehr Gedanken und Vorbereitungen in meinem Englisch Unterricht als in meinem Tanzunterricht, was ich schade finde. Denn Englisch zu unterrichten sehe ich eher als ein Muss, weil es den Schülern wirklich sehr hilft auf ihrer späteren Laufbahn, während der Tanzunterricht vom Herzen kommt und der Grund war, weshalb ich überhaupt das Projekt TSE gewählt habe und nicht irgendeine Schule.

Mittlerweile läuft mein Unterricht aber immer flüssiger. Die Tatsache an sich, zu unterrichten und vorallem Jugendliche im gleichen Alter, war etwas neues und deswegen noch undefiniertes für mich. Ich musste meine Grenzen festlegen und meine Ziele für den Unterricht. Ich musste den Spagat zwischen Freund und Respektsperson trainieren und darauf achten, ihn nicht zu verlernen. Neben den Zielen meines Unterrichts habe ich Ziele darüber hinaus entwickelt, wie Projekte umzusetzen, die frischen Wind ins TSE bringen und den Schülern etwas auf dem Weg mitgeben. Ich dachte an Workshops mit proffesionellen Tanzlehrern von außen, damit die Schüler mal aus Ubungo rauskommen und ich dachte an Contemporary Dance, damit sie eine Abwechslung zu Ngoma (Traditionellem Tanz ) bekommen und Breakdance, damit sie dass, was sie schon an Akrobatik können, vertiefen können oder etwas neues dazu lernen. Die Lehrer sind gefunden, der Antrag auf Projektgeld gestellt, die Wochenpläne der Workshops sind auch schon festgelegt. Damit sie währenddessen auch ein Ziel vor Augen haben, überlegte ich, dass sie am Ende daraus eine kleine Show konzipieren um sie dann auf der großen Bühne im Nafasi Art Space zu präsentieren. Ich glaube, dass wird vielen Schülern etwas bringen und ich sehe, dass sie Lust darauf haben, also würde ich mich sehr freuen, wenn das Projektgeld dafür gestattet wird.

Auf das Ausland angewiesen zu sein, das ist sehr deutlich zu spüren, wenn man in einer NGO in Tanzania arbeitet. Ohne Gelder aus Europa würde zum Beispiel das TSE nicht überleben können. Mit der Frage der Abhängigkeit der Entwicklungsländer von den Industrieländern und dessen Verstärkung durch Entwicklungshilfe hatte ich mich schon lange vor meiner Abreise nach Tanzania beschäftigt. Dass ich jung bin und noch keine Profession habe und deswegen eher lernen kann als jemanden zu belehren, war mir klar. Dass an meiner Stelle eigentlich auch ein Tansanier sein könnte, der Geld verdienen und somit seine Existenz sichern würde, auch. Meine Aufgabe: Lernen und Austauschen, Helfen wo es nötig ist.   Jedoch wird mir erst hier so richtig bewusst, dass die Stellung des Voluntairs weit übers Ziel des lernenden Praktikanten hinausgeschossen ist. Ich fühlte mich so, als ob ohne mich, also ohne einen Voluntair, dem TSE die Luft aus den Segeln weichen würde. Meine erste Reaktion war, dass ich mich ärgerte; Wieso zeigen die TSEler so wenig Selbstinitiative? Wie kommt es, dass mir der Chef erzählt, dass die Besuche und Ausflüge des TSE in den letzten Jahren nur davon abhingen, wie aktiv der jeweilige Freiwillige dann mal war? Einerseits, wieso sollte soviel Arbeit an einem Freiwilligen hängen bleiben? Andererseits aber auch; Das wäre doch kein nachhaltiges Projekt! Die Freiwilligen werden kommen und wieder gehen, davon sollte aber nicht die Zukunft dieser schönen Einrichtung abhängen. Jetzt kann ich aber nachvollziehen, weshalb die TSEler so handeln. Sie sind es nicht anders gewohnt. Sie warten auf dem Helfer aus dem Norden, er wickelt neue Projekte ab, es lohnt sich nicht, es selbst zu versuchen, er weiß es ja besser, denn er kommt ja aus Europa, dem Paradies auf Erden. Durch das Entsendeprogramm, dessen Teil ich selbst bin, werden die TSEler auf einer Art und Weise entmündigt. Und ich wage die Theorie aufzustellen, dass man dies auf die Entwicklungshilfe im Allgemeinen übertragen kann. Was tut man also, wenn man bemerkt, dass man Teil von etwas ist, was man selbst kritisch beäugt?

Ich fand für mich folgenden Kompromiss: Ich gehe zwar in einem Jahr, werde aber versuchen, den TSElern so viel wie möglich an neuen Ideen, Impulsen und Ergebnissen aus meinen Projekten zurück zu lassen. Für kommende Projekte werde ich zunächst nach Sponsoren hier vor Ort suchen, bevor ich nach Projektgeld von der Organisation in Deutschland nachfrage. Die
Projekte, die ich starte, sollen den Schülern auf Dauer etwas bringen. Zum Beispiel ist ein Album in meiner Planung, auf dem die Schüler selbstgeschriebene Songs aufnehmen sollen. Sie bekommen Studioerfahrung und am Ende auch eine CD, mit der sie für sich werben können.

In meinem Englischunterricht möchte ich ihnen zeigen, wie man sebstständig lernt, damit sie mich irgendwann nicht mehr brauchen.

Mein Ehrgeiz alles richtig zu machen, setzt mich oft unter Druck. Mit der Zeit lockere  ich mich ein wenig auf, dadurch dass im TSE die Lehrer Aisha und Mosiah so freundschaftlich mit mir umgehen, ebenso die Schüler.

Nach den großen Ferien im Dezember geht es dann hoffentlich richtig los und wir kommen an Auftritten die uns alle im TSE in unserer Arbeit motivieren.

 

 

Persönlich

Das Land Tanzania ist mir bis jetzt nur zu einem Bruchteil bekannt und ich maße es mir nicht an, zu sagen, in Tanzania ist es so und so. Was ich bis jetzt erfahren habe, war vor allem das Stadtleben in Dar es Salaam. Eine verrückte, laute, bunte, vor Smok und Chipsi-Frittierfett qualmende Stadt, die ich deswegen auch lieb gewonnen hab. Ich mache Erfarungen mit sehr hilfsbereiten und ehrlichen Menschen, treffe aber auch auf zwielichtige Personen, von denen ich nicht einschätzen kann, ob sie mich ausnutzen wollen. Es bestätigt sich immer wieder, dass es solche und solche gibt, egal wo man sich befindet. Meinen Wohnort Ubungo befinden viele meiner Mitfreiwilligen für viel zu laut und stressig, ich jedoch merke immer wieder, dass ich mich zu Hause fühle, immer wenn ich nach Ubungo zurückkomme. Manchmal bin aber sogar ich von seinem Lärm und den nicht selten aufdringlichen Leuten genervt und brauche eine Pause. Am Wochenende mag ich es dann in ruhigere Gegenden zu fahren, raus aus der Stadt, um Freunde zu besuchen, an den Strand, oder auf Kulturfestivals zu gehen.  Die Kulturszene öffnete sich mir ziemlich schnell. Hier kennt eigentlich jeder Künstler jeden. Und wenn man dann auf einer Show von jemandem mitgenommen wird, geht man mit im Durchschnitt 4 neuen Bekanntschaften wieder nach Hause. Dass ich mich mit Tänzern und Musikern ab und zu austauschen kann ist einfach klasse und inspiriert mich immer wieder auch im Hinblick auf meine Projektstelle. Auf diesem Weg bin ich überhaupt an Lehrer für die Contemporary und Break Dance Workshops gekommen.

Ich frage mich jeden Tag, inwiefern ich mich schon eingelebt habe. Manchmal ist es so sehr, dass ich gefühlt mit meiner Umgebung verschmelze. Manchmal ist es aber auch so, dass ich mir wie ein Alien vorkomme. Die vielen Mzungo ! (Weißer bzw. Ausländer) -Rufe steuern nicht unwesentlich dazu bei.
Mit der Zeit werden sie unglaublich nervig und ich musste mir irgendeine Taktik ausdenken, um mich nicht mehr so gereizt zu fühlen, wenn wieder solche Zurufe von der Seite zu hören sind. Auch die Vorurteile, Weiße hätten eine Menge Geld, wüssten alles viel besser und haben keine Ahnung wie das echte Leben aussieht, sind hier sehr verbreitet, sodass selbst meine Freunde immernoch diese im Hinterkopf pflegen könnten. Ich hatte Momente, in denen ich mich wegen meiner Hautfarbe geschämt, mich ausgegrenzt oder ausgenutzt gefühlt hatte. Ich hatte Momente, in denen es sehr wehtat und ich mich am liebsten dunkel angemalt hätte. Da ich aber weiß, dass diese Zurufe zur Tagesordnung dazu gehören, ist es sinnvoll, es nicht so Ernst zu nehmen. Manchmal stelle ich mir vor, wir wären alle grün, dann wäre das Problem auf beiden Seiten gelöst.

 

In diesem Sinne, Tuko Pamoja, Wir sind Eins

 

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Bild

Macht euch selbst n‘ Bild

Bilder statt Worte

Nafasi Art Space

Diese Bilder hatte ich schon lange mit euch teilen wollen, angefangen bei ein paar Eindrücken aus dem Nafasi Art Space, einem Ort für Künstler, die dort ihre Ateliers haben, trainieren oder proben können. Mindestens einmal im Monat führen sie auf oder stellen aus. Die beiden Gemälde sind von meinem Bekannten Malulu. Ich durfte in seinem Atlier reinspicken und war hin und weg. Die Bilder und Skulpturen waren alle beeindruckend, jedoch haben mich die beiden unteren am meisten gefangen genommen.

         


 Mein erster Auftritt mit dem TSE- TanCraft Ausstellung vorm Dar Free Market

Dadurch, dass mein Mitbewohner Patrick, der im Projekt TanCraft arbeitet, eine Ausstellung mitorganisiert hatte, suchte er nach passendem Entertainment für diese. An diesem Punkt kamen wir auf die Idee, unsere Projekte miteinander zu verbinden! Das TSE sollte für ein paar Stunden auf der Ausstellung auftreten. Dies war meine eigene kleine Premiere, denn ich bin davor noch nie mit dem TSE außerhalb von Ubungo Kibangu (dort wo das Center ist) rausgekommen. Die Students aber auch die Lehrer hatten schon einige Auftritte und waren recht entspannt, selbst wenn es ums Proben ging. Ein Tag vor dem Auftritt war vieles immer noch nicht klar. Ich bemühte mich, die Students sogut wie möglich zu informieren und dafür zu sorgen, dass eine gute Kommunikation zwischen Mama Lina (Patricks Cheffin) und dem TSE bestand, lief jedem hinterher um nach allem zu fragen und machte Fotos von der Location, damit die Students alles gut einschätzen konnten. Das klingt nervig, aber mir machte es Spaß, das TSE vor Mama Lina zu vertreten und mich um sie zu kümmern. Der Auftritt lief dann so überraschend glatt, dass uns Mama Lina zu der nächsten, noch viel größeren Ausstellung einlud, MOWE….



Zwei Tage auf dem MOWE- Auftritt vor Tanzanias Vice President!

Das MOWE findet einmal jährlich statt und veranstaltet über eine Woche eine große Ausstellung, auf der selbstständige Frauen die Chance haben, ihre Produkte auszustellen. Dieses Jahr fand es mitten in der Stadt, im Mnazi Moja „Eine Palme“, statt. Wir hatten das große Glück, dort an zwei Tagen auftreten zu können. Leider hatten wir nur 10 Tage Vorbereitungszeit, die wir so gar nicht optimal genutzt hatten. Dazu kommt, dass unser Equipment uns am ersten Tag heftigst im Stich gelassen hatte. Die Mikros gingen ein nach dem anderen aus, die Kabel hatten Wackelkontakt, die Speaker rauschten stark…Außerdem waren die Students nicht an so großen Bühnen gewohnt und das Staging und die Bühnenpräsenz waren einfach nicht vorhanden. Unangenehm war auch, dass sich niemand um uns gekümmert hatte, als wir ankamen, um uns zurecht zu weisen, denn wir können nicht von alleine wissen, wo wir unsere Sachen aufbauen sollen etc..Ich verbrachte dann die erste Stunde, die für den Soundcheck gemeint gewesen war, damit, Leuten hinterher zu rennen. Am Ende mussten wir um die 2 Stunden auf den Fundi (Techniker) warten, bis wir irgendetwas anfangen konnten. Das war zwar nicht unsere Schuld, machte sich aber dennoch nicht gut in den Augen von den TanCraft Mamas. Am nächsten Tag musste alles sitzen. Nach langen Konversationen über die Fehler, die bis zum nächsten Tag ausgebessert werden mussten und frustriertem Schuld-zuschieben gingen die TSEler eher geknickt als motiviert nachhaus. Ich stempelte  diesen Tag hingegen als chaotischen Start ab und war zuversichtlich, dass es beim zweiten Versuch besser klappen wird. Und das stimmte auch! Am zweiten Tag waren alle schon 2 Stunden früher da, hatten neue Kabel gekauft und machten gerade Soundcheck; Sie bildeten sozusagen den totalen Kontrast zu mir, die an jenem Tag verschlafen hatte und im vollen Dalla Dalla verspätet ankam aber kurz davor noch entspannt einen Kashata Kahawa(Schwarzen Kaffee mit karamelisierten Nüssen) vor dem Eingang trank ;D Es war schön, dass mal die anderen am Seil zogen und Motivation und Taten von alleine zeigten..

Kurz vor der Show machte ich mit den Mädels nochmal eine kleine Motivationsrunde um sie wach zu rütteln, zu lockern und Mut zu machen 🙂




Strand der Krabben

Ein Ort, den ich definitiv öfter besuchen möchte ist ein bestimmter Strand auf dem immer viele Krabben zu sehen sind. Dort finden sich Tänzer und Akrobaten um zu trainieren, der Strand ist sauber und das Wasser unberechenbar. Man muss sich die richtige Zeit aussuchen, um schwimmen zu gehen, sonst spülen einem die zahlreichen Wellen bei Flut  Salzwasser durch alle Atemwege. Das letzte Mal konnte ich ein bisschen Capuera von einem Tänzer aufschnappen. Er nahm sich bereitwillig Zeit für mich und nannte mir jeden Namen eines jeden Schrittes.

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Abschließend

Die Zeit vergeht und vergeht… in einem Buch, das ich hier in der Freiwilligen Wohnung gefunden hatte, fand ich die Aussage einer Stammesältesten der Hadza, welche in Arusha, im Norden Tansanias, in der Natur leben; „Die Zeit ist ein Schatten, der auf meiner Hand erstirbt.“

Viel Ruhe für das Lesen oder Blog schreiben bleibt mir leider nicht. Ich habe zwar eine Routine entwickelt, aber sie zeigt jeden Tag andere Nuancen und wirbelt meine Gedanken immer aufs Neue auf.

Vor allem bin ich aufgeregt, weil ich gleich  zwei Projekte für das TSE in Planung habe aber mehr dazu erst später, denn es ist  alles  noch überhaupt nicht fest.

Die Annanas-Saison löst sachte die Mango-Saison ab. Während in Deutschland die Blätter fallen und die Heizkosten steigen, wird es hier Mittags mittlerweile  so heiß, dass ich einen Sonnenbrand auf dem Weg zur Arbeit bekommen kann.

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit!

Badaaye!