Geballtes Alles

-Von meinem“afrikanischen“ Zeitgefühl  über enttäuschte TSEStudents bis hin zu Europas makellosem Ruf

 

Letztes Wochenende hieß es: „ Stela allein zuhaus!“. Da ich nicht nach Bagamoyo mitkommen konnte, hatte ich ein ganzes Wochenende frei nach meiner Gestalltung. Am Freitag habe ich nichts weiter getan als mich mit Jessica (Der Nichte von Mama Lina; unserer Vermieterin, die neben an wohnt) an einem Dessert zu versuchen, welches ich aus dem Internet hatte. Unter der Überschrift „Tansanian Cooking“ standen ein paar wenige Zutaten für gebackene Bananen, die ich tatsächlich bei uns an der Duka finden konnte. Einen Fehler habe ich jedoch gemacht: Statt der normalen habe ich die Kochbananen gelesen, und diese sind, glaubt mir, überhaupt nicht süß! Also schmecken sie auch in der Kombi mit Orangensirup eher nach Brot als nach einem süßen Dessert.  Am nächsten Tag war ich zu Ugali Samaki(Ugali mit Fisch) bei Dennis‘ Dada(Schwester) eingeladen. Dennis ist ein Freund  von mir, der auch öfters im TSE ist und seine Schwester wohnt zusammen mit zwei Kindern, nicht weit von uns, in Mabibo. Ich war schon mal in einem tansanischen Haushalt, als ich zum Chai ( Frühstück ) eingeladen war, von einer TSE Schülerin, an meinem zweiten Tag dort. Ich war bei beiden Malen nur im Wohnzimmer, aber es schien, als sei da auch nur noch ein oder höhstens zwei weitere Zimmer. Die Gemeinsamkeiten waren, dass beides kleine Räume waren, mit einem großen Kühlschrank in der Ecke und einem kleinen Röhrenfernseher oben drauf. Es wurde draußen mit Gaskochern und großen Gefäßen gekocht.  Die Toilette und Dusche waren in einem Häuschen außerhalb der Wohnung, neben der andere Wohnungen eng an einem Gang aneinandergereiht waren. Es war relativ gemütlich eingerichtet und das Licht war gedämmt, dadurch dass ein Tuch vor dem einzigen großen Fenster vorgehangen war. Trotz des Platzmangels passten mindestens zwei Sessel und eine Couch rein. Ansonsten ein Couchtisch und ein Paar Familienfotos. Die kleine Tochter der Dada und ich spielten ein wenig, als wir fertig gegessen hatten und dann gingen wir auch      schonbald los.                                         .

Dina mit Dennis' Brille

Dina mit Dennis‘ Brille

Am Abend wollte ich zu dem Nafasi Art Space Festival mit Jessica. Wie zurückversetzt in meinem 13 jährigen Ich, musste ich hoffen, dass Mama Lina es Jessica erlaubt. Zwar ist sie über 20 und studiert, wohnt jedoch bei Mama Lina und hat kein eigenes Taschengeld zu Verfügung. Feiern gehen ist da unmöglich und selbst ein Konzertbesuch wird nur ungern bewilligt, mit dem Hacken, dass sie dafür auch kein Geld bekommt. Nicht mal für die Fahrt mit dem Bus.. Das hielt uns jedoch nicht davon ab, diese Hürde war also geschafft. Die nächste war, dahin zu finden. Und Jessica ist zwar Tansaniarin aber keine Mbongo, also keine aus Dar es Salaam. Wir mussten uns also durchfragen und als wir endlich angekommen waren, nach einer guten Stunde inklusive Stau und rumirren, mussten wir feststellen, dass Nafasi schon vor einer halben Stunde zuende gegangen war!!  Wir kamen an, als sie schon abbauten.. und dieses Gefühl der Enttäuschung, die ich verspürt habe, vemixt mit den Schuldgefühlen Jessica gegenüber, weil ich ihr soviel Umstände für nichts bereitet habe, waren nicht beschreibbar.

Als wir mit einem Musikanten, der mit abbaute, ins Gespräch kamen, fanden wir heraus, dass es schon Nachmittags anfing, nicht, wie ich angenommen hatte, am Abend und dass

 

 

  • Nun wurde ich kurz beim Schreiben unterbrochen, ihr müsst wissen, es ist sehr schwer mich zu motivieren, mich mal hinzusetzen und meine Erlebnisse gebündelt und am besten leserfreundlich aufzuschreiben, von daher habe ich mich auf das Rohgebäude des Hotels, welches Mama Lina zu bauen angefangen und nie beendet hatte, verzogen. Von dort aus kann man auf unsere Nachbarschaft sehen und es ist mein neuer Lieblingsort hier geworden, weil ich  dort eigentlich meine Ruhe habe.. Heute jedoch nicht. Jessica und ein weiterer Verwandter von Mama Lina,ein  junger und etwas zu frecher Ingineur-Student, sind gerade nach oben gekommen. Hauptsächlich damit er mich fragen kann, ob ich den einen Freund hätte und um Fotos mit mir zu machen… Obwohl er gemerkt hatte, dass ich diese Annäherungsversuche sowas von garnicht erwiederte, wollte er immer noch  nicht so richtig gehen. Es war dennoch nett mit den beiden zu quatschen und ich wurde überredet, ein bisschen Gitarre mit denen zu spielen. Jetzt kann ich jedoch weiter schreiben.

….450 Leute da waren. Oh Mist..

 

Es ist oft so,  wenn man hier planen möchte. Meistens kommt es anders. Vor allem, wenn man mit dem Dalla ( Bus ) unterwegs ist. Sowie gestern, wo ich zur Eröffnung eines Contemporary Dance Festivals in Upanga wollte. Es war naiv von mir zu denken, dass ich nur eine Stunde dahin brauchen würde und vor allem war es sehr gelassen, zu denken, dass auf dem Programm zwar 19:30 steht, sie aber bestimmt später anfangen würden. Ich konnte zwar noch die letzte Performance mitkriegen, danach war es jedoch ganz schnell zuende. Ein Trost war, dass ich dort Freunde getroffen habe, die ich noch von anderen Veranstaltungen solcher Art kannte. Als eine amerikanische Choreographin hörte, wie ich ihnen erzählte, dass dies neben Nafasi schon die  zweite Veranstaltung ist, die ich verpasst habe, nannte sie mich neckend „ more african than africans“  😀

 

Einer von meinen Bekannten bestand darauf, mich und eine seiner Schülerin, die einen Kunst Workshop bei ihm macht, sicher nachhause zu bringen, da es schon spät wurde. Sie wohnt auch in Ubungo, also hatten wir den selben Weg. Seine Schülerin ist eine aufgeweckte bunte Person mit einer Wollmütze um des Stils Willen, trotz Hitze. Sie mag Dar es Salaam nicht. Vor allem wegen des Verkehrs. Sie sei nur hier, weil ihre Eltern hier wohnen würden und sie gerade Semesterferien hätte. Normalerweise studiert sie Kunst in Dodoma. Als wir aus dem Dalla ausstiegen und das letzte Stück zu Fuß gingen, rief sie fröhlich „Keep the Enviroment clean!“ und kickte ihre leere Plastikflasche auf die Straße. „How should I, if there are no dustbins?“

 

Durch den Austausch mit den Leuten auf diesen Veranstaltungen bekomme ich neue Ideen für das TSE. Ich würde gerne ein Paar Workshops organisieren mit den Lehrern aus Nafasi und vielleicht einen kleinen Strandausflug.  Außerdem wurde ich auf die Idee gebracht, eine Partnerschaft zwischen dem TSE und einer Kultureinrichtung in Deutschland zu suchen. So könnten ein paar Students so wie dieses  Jahr, auch im nächsten für ein Paar Wochen nach Deutschland kommen. Am besten fände ich einen kulturellen  Austausch, bei dem auch Deutsche nach Dar es Salaam kommen würden.  Für alle die das gerade lesen und interessiert sind, zu unterstützen:

Fühlt euch frei, mich per Mail zu kontaktieren! stela.lalova@gmx.de 

Im Moment gibt es große Veränderung im TSE.  Wir erwarten alle sehnsüchtig die Rückkehr der Students und der beiden Lehrer aus Deutschland. Umso entäuschter waren alle, als wir zwei Tage vor ihrer Ankunft erfuhren, dass einer von beiden in Deutschland bleiben würde, da er dort Familie hätte und diese Zuwachs bekommen würde. Wir waren alle schokiert und ich habe mich sehr im Stich gelassen gefühlt, weil mir in keinster Weise irgendjemand Bescheid gegeben hatte, dass er uns schon so bald verlassen würde. Nun sind es Aisha, ich und ein Ersatzlehrer für den Musikunterricht, Ngoma. Es besteht die Möglichkeit, dass er wiederkommt, aber erst am Anfang nächsten Jahres. Wir haben uns gegenseitig getröstet, manche haben ein Paar Tränen weggewischt und dann ging es einigermaßen.. aber ihnen wurde sehr weh getan.

Ich fühle mich den Students immer verbundener. Vor allem dadurch, dass ich heute mit den meisten ein bisschen quatschen konnte. Mit Junior unterhielt ich mich über unsere Träume, was das Musik machen angeht. Später gesellte ich mich zu den Mädels, die auf einer Matte lagen und teilte mein Chipsi Mayai ( Eier Omlette mit Pommes, geniale Erfindung!) mit ihnen, während ich von ihnen ausgefragt wurde in Sachen Liebe und wie es denn in Deutschland so ist. Sie machten mir Komplimente wegen meiner Haare und meiner Haut und machten sich selbst runter, weil sie nicht in ihr Schönheitsvorbild passten, welches idealerweise europäisch aussah. Ich bestand darauf, dass alle wunderschön sind und das man immer das möchte, was man nicht hat. Dass viele Käsegesichter wie ich sehr viel dafür geben würden, so einen schönen Teint zu haben, wie sie. Sie lachten nur aber dieser Gedanke schien ihnen zu gefallen.

Auch als sie wiederholten, wie arm Tansania sei, erwiderte ich, dass Tansania vielleicht in materieller Hinsicht nicht reich sei aber in Sachen Zwischenmenschlichkeit und Gelassenheit weit besser abschneiden würde als ein reiches Land wie Deutschland. Sie wunderten sich. Dies war ein Kratzer auf der Oberfläche des makellosen Europa, das hier in vielen Köpfen verankert ist. Da passt es nicht, von gestressten Menschen in endloser Eile zu sprechen oder von der Tatsache, dass es nicht üblich ist, Fremde auf der Straße zu fragen, wie es ihnen geht. Sie schienen erleichtert.

Noch ein Paar allgemeine Dinge zum Abschluss, die eigentlich am Anfang gehört hätten:

Meiner Haut gehts besser, aber ich kratze sie immer wieder auf weil ich nicht anders kann; Es wird immer wärmer, die knallende Sonne lässt alle Farben aufleuchten und macht mich sehr schnell müde aber auch zufrieden; Die Mango Saison löst langsam die Orangen Saison ab; Die Tage verfliegen…

 

Laleni Salama World Wide Web

 

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