Der bunte Irrgarten Dar es Salaam

Und schon habe ich erste Konfrontationen mit dem Gesundheitssystem hier erfahren, denn: Ich bin krank. Wohl eher meine Haut – Bakterielle Infektion…leeeecker. Wenn ich mich buchstäblich am Kopf kratze, weil ich gerade nachdenk (wahrscheinlich darüber, wo ich lang muss, weil ich mich wieder mal verirrt habe) komme ich nicht drum rum mich gedankenverloren auch an Armen und Beinen zu kratzen, die zuvor genüßlich von Mosquitos angesaugt wurden und sich daher knallrot färben. Hinzu kommt, dass mir letzte Woche in der Dispensary (kleinere Arztpraxen) per bloßem Augenmaß statt Untersuchung, eine Medizin verschrieben wurde, die alles nur noch viel schlimmer gemacht hat. Deswegen auch die Entzündung der Haut und nun habe ich den Salat und kann am Wochenende nicht zum Bagamoyofestival mitkommen. Bagamoyo ist eine Stadt, relativ nah an Dar es Salaam. In der Zeit des Kolonialismus wurden von dort aus die Sklaven in andere Länder verschifft. Der Name Bagamoyo entsprang aus dem letzten Satz eines Sklaven, der nicht mehr weiterlaufen konnte vor Entkräftung: „Ich lasse(baga) mein Herz(moyo) hier, denn alles was danach kommt wird nur noch schlimmer.“ Schrecklich, wie viele Herzen wohl dort schon zurückgelassen werden mussten.

Heute wird dieser historische Ort von vielen Künstlern bewohnt und das Bagamoyofestival ist eines der vielen Projekte, die durch sie ins Leben gerufen worden sind.

Zurück zum Thema Gesundheitssystem: Hier ist Gesundheit teuer. Die IST Clinic hat für eine einzige normale ärztliche Beratung (kompetente Ärzte,sehr gutes Equipment etc.) 80.000 TSH verlangt. Ich rechne bewusst nicht um, sondern vergleiche es mal mit dem monatlichen Durchschnittseinkommen z.B. eines tansanischen Lehrers: 200.000 TSH, und er muss meistens noch jemanden miternähren. Fakt ist aber, dass das IST auch eigentlich das teuerste, weil beste Krankenhaus hier in Dar ist. Bräuchte man eine ärztliche Beratung, kann man  auch zu den viel billigeren Dispensaries gehen, bei denen man aber riskiert, wie ich , die falsche Medizin oder Behandlung zu bekommen. Ich habe Glück, dass ich reiseversichert bin. Bei der Mehrheit aber entscheiden leider die Moneten über ihre Gesundheit.

 

Um mal endlich Bezug zur Überschrift zu nehmen:  Ja, Dar es Salaam ist mein persönlicher Irrgarten. Heute haben Marie (eine Freiwillige der Orga GLENN, die neben uns wohnt) und ich geschlagene zweieinhalb Stunden nach der Klinik gesucht. Sobald ich denke, ich würde die Karte Dars endlich ein wenig verinnerlicht haben, biegt der Dalla dann doch in die unerwartete Richtung ab. Das mit der Orientierung hängt ein bisschen und viele Orte sehen für mich gleich aus. Umso größer das Erfolgserlebnis, wenn man dann doch ankommt und ich staune auch immer wieder, wie hilfbereit manche Menschen auf der Straße sind.  Ich glaube aber ich werde es die nächsten Monate in Kauf nehmen müssen, dass der Weg zum Ort, an dem man was unternehmen will, genauso lange dauern wird, wie die Unternehmung selbst. Bis ich irgendwann anfange, mich hier auszukennen, werde ich noch einige Fehler machen, aber was solls. Die Undurchdringlichkeit macht Dar’s Charme aus 😉

 

Da die meisten meiner befreundeten Freiwilligen so wie mein Mitbewohner Patrick am Wochenende in Bagamoyo sind, werde ich die Möglichkeit nutzen, etwas mit ein Paar tansanischen Freunden zu machen, denn diese Bekanntschaften pflege ich sehr wenig, ich komme nie so richtig dazu. Am Samstag findet erneut das NAFASI Art Space-Fest statt. Das letzte Mal konnte man auf Sitzkissen draußen bei gemütlichem Licht einer Liveband lauschen und wenn man Lust hatte, auch auf die Tanzfläche, wenn die Songs rhytmischer wurden. Zwischendurch gab es eine HipHop Performance, die mich vom Hocker gehauen hat und eine Grafiti-Ausstellung. In der Umbau Pause sind die Tänzer und ich auf die Bühne und haben einen kleinen Cyfer gemacht (Jamsession im Hiphoptanz, jeder geht in den Kreis und improvisiert), ich hatte so lange nicht mehr getanzt, da konnt mich bei den Beats nicht mehr halten 😀 Dazu gab es noch leckeres Essen und Trinken!

Soweit so gut, nächste Woche kommen auch schon die Lehrer und Students des TSE aus Deutschland wieder. Die Students, die nicht mitgekommen sind, erwarten ihre Ankunft ungeduldig und bereiten schon alles vor. Am Freitag ist Putztag im TSE und ein paar Tage nach ihrer Ankunft machen wir eine kleine „Karibuni“- Feier, bei der wir ihnen zeigen, was wir in den 3 Wochen, in denen sie weg waren, erarbeitet haben.  Ich konnte die HipHop Choreo mit den Students beenden und wir müssen sie nur noch putzen. Außerdem haben wir zusammen einen Song für die Ankömmlige geschrieben und die Students haben auf eigene Faust zwei kleine Theaterstücke und eine Choreo zu traditioneller Musik vorbereitet.

 

Ich hau mich aufs Ohr, Laleni Salama!

 

Ein Gedanke zu „Der bunte Irrgarten Dar es Salaam

  1. Hallo Stela!
    Habe mich sehr über deine Nachrichten aus Tanzania gefreut und mich selbstverständlich als Follower registrieren lassen. Es ist ausgesprochen kurzweilig und super-interessant, deinen Berichten zu folgen. Eine solche Flut an neuen Eindrücken, das ist schon etwas anderes als das herbstlich „normale“ Hamburg. Besonders das Musikalische interessiert mich natürlich besonders. HipHop mit traditioneller Trommelmusik, das würde ich gerne mal hören. Ich hoffe, du bist inzwischen wieder gesundheitlich auf dem Damm.
    Was die Nachfrage bezüglich der Klosterschule betrifft: Jetzt habe ich beides: ´ne neue 5. Klasse (mit Rezas Schwester, aufgeweckt und ausgesprochen nett) und ein neues Musikprofil. Ganz anders als ihr, was die „Typen“ betrifft, aber auch sehr interessiert. Ein Profil mit deutlichem Schwerpunkt Gesang (viele versierte Chörsängerinnen, u.a. auch Jules Schwester Marthilda), aber es gibt auch gute Pianistinnen, ein Saxophon und sogar eine Oboe!

    Das in Kürze aus HH

    Viele Grüße und alles Beste in die Südhalbkugel

    Stefan Päßler

    Like

Hinterlasse einen Kommentar